Von Bajram Curri nach Pejë

Diese Route und die Gegend durch die sie führt, hat eine sehr wechselvolle Geschichte. Was heute ein beliebtes Outdoor-Wander- und sonstiges Tourismusgebiet war, war auf unserer Reise 2012 noch ein Geheimtipp. Fuhr damals ein zum Boot umgebauter Bus einmal pro Tag in eine Richtung auf dem Komansee, sind es heute mehrere Autofähren und ganz viele Ausflugsschiffe. Und noch einmal gut 12 Jahre früher, d.h. 1998/1999 war es in der einen Richtung die Route für Waffenlieferungen an die UCK und in die andere Richtung der Weg in die Sicherheit für Flüchtende. Immerhin, die damalige Prophezeiung in einem Artikel in der TAZ hat sich bewahrheitet.

Den mit unzähligen phantasievoll gestalteten Figuren umstellten und nächtlich leuchtenden Gasthof verlassen wir um 6 in der Früh bei kühlem Wind. Bald erreichen wir die Grenze, wo nur noch der kosovarische Zoll geöffnet hat, und gleiten dann vorbei am ersten UCK-Denkmal und einem pompösen Italo-Restaurant runter in die Ebene. Schon im ersten Laden werden wir auf Deutsch bedient. Das ist das krasse an Kosovë: Weil so viele in der Diaspora im deutssprachigen Raum leben, ist die Verständigung für uns kein Problem (in Albanien übrigens auch nicht mehr so – da können viele sehr gut Englisch).

Weiter gehts nach Deçani, wo wir das Kloster (UNESCO-Welkulturerbe) besichtigen uns aber vorher noch etwas an den eher städtischen Mittagsverkehr gewöhnen… Das von italienischen KFOR-Militärs streng bewachte Bauwerk ist sehr eindrücklich – Fotos sind nur von aussen erlaubt.

Das Kloster Deçan von Aussen

Wir bleiben lange im kühlen Klosterhof sitzen und sinnieren, weshalb ein derart schön gestalteter Kraftort derart martialisch bewacht werden muss. Ein paar Kilometer weiter kommen wir in Junik bei einer ebenso prächtig gestalteten Tekke (Zentrum einer Sufi-Bruderschaft – aber eben kein Kloster) vorbei.

Blick in den Innenhof der Tekke von Junik

Nächster Aufenhtalt ist Qyshk, ein kleiner, gemütlicher Vorort von Pejë, den wir über die Einkaufszentrums-Meile von Pejë und einen zu schmal geratenen Autobahnzubringer erreichen.

Unsere Zweiradreisen sind ja immer auch Reisen zu Brennpunkten des Widerstands oder zum Gedenken an Unterdrückung. Am 14. Mai 1999 wurden hier mindestens 43 Einwohner*innen getötet. An der Gedenkstätte legen wir Blumen nieder. Es ist ein anderes, sehr berührendes Gefühl, an einer Gedenkstätte Blumen niederzulegen im Wissen um die unmittelbare Betroffenheit einer lieben Bekannten.

Gedenkstätte in Qyshk – im Hintergrund die imposante Bergkulisse von Pejë

Der Verkehr in Pejë steht still. Wir zirkeln uns durch, finden das tolle Hotel und bekommen ein schönes Zimmer.

Auf dem Abendspaziergang

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