7+11=18: Fields – Frenchglen

Fields hat ‚offiziell‘ 7 Einwohner. Unser heutiges Ziel Frenchglen soll 11 haben. Wenn wir also alle Einwohner Innen der zwei 80 km auseinanderliegenden Siedlungen gesehen hätten, wären es keine 20 gewesen. Da hat es ja bei uns auf dem Weg zur Tramhaltestelle mehr Einwohner…. Zwischen Fields und Frenchglen liegen gut 80 km wunderbare Wüstenlandschaft, etwa zwei Ranches sowie die Roaring Spring Ranch (sie kann es von der Anzahl Gebäude her locker mit einer der beiden Siedliungen aufnehmen und der Lärm war dort am grössten: Ein Jugendlicher musste uns über Mittag unbedingt seine Fahrkünste auf dem Motocrosstöff vorführen. Ausserdem hat die Ranch einen eigenen Flugplatz mit geteerter Piste und Hangar). Wir radeln durchs Catlow-Valley entlang dem Westabhang des Steens Mountain (3300 müM). Auf dem Weg sind wir ca. 3 Dutzend Autos, einem halben Dutzend Bächen, einigen hundert Kühen (gut betreut von einigen Riesenbullen), etwas weniger Pferden und ab und zu einem grösseren Wildtier begegnet. Die Hasen (die überfahrenen am Strassenrand und die davonspringenden) und alles Kleinere zählen wir nicht.  Und trotzdem fühlen wir uns überhaupt nicht einsam oder verlassen hier. Es hat genauso viele Dinge rundherum, wie man erschauen mag. Meint man. Denn selbst hinter den Sträuchern verbergen sich nochmals viele kleinere schöne Dinge, wie die blaue Wildtulpe, neben der wir die Znüniguetzli genossen haben, die roten ‚Indian Paint brush‘  Blumen und und und. Überhaupt schärfen die letzten Tage die Bedeutung von ‚Wüste‘. Schon gestern ist uns der relative Wasserreichtum aufgefallen. Aus den Bergen sprudeln kühle Bäche und es muss reichhaltig Grundwasser zur Bewässerung geben. So liegen saftiggrüne Wiesen unmittelbar neben der trocken scheinenden Buschlandschaft. An den Bächen wachsen Weiden, Pappeln und Erlen – manchmal schon hoch oben in den Bergen – in deren Schatten die Ranches stehen. Das sind dann richtig idyllische Oasen. Sobald es etwas mehr Wasser hat, gibt es richtige Feuchtgebiete mit mehr als mannshohen Binsen und Röhricht. In ein solches Feuchtgebiet sind wir heute hineingefahren – das Malheur Wildlife Refugte im Donner-and-Blitzen Vealley. Die harsche Seite dieser Gegend  haben wir auch erlebt. Zum Beispiel als letzte Nacht plötzlich ein unheimlicher Sturm losging, der bis in die frühen Morgenstunden andauerte und wir schon dachten, wir müssten wegen des Gegenwinds die Weiterfahrt um einen Tag verschieben. Und es ist auch hier heiss. Ab Mittag wird es anstrengend, vor allem wenn kilometerweit kein Schatten kommt.

Grossartige Wüstenlandschaft am Fuss des Steens…

Rohrdommel am Frühstück, Geier am Znüni: Virgin Valley – Fields

Wie immer brechen wir früh das Zelt ab und geniessen bei kühlen Temperaturen den Müesli-Zmorge mit Früchten(!). Eine Rohrdommel ergänzt ihren Speiseplan mit Kaulquappen aus dem See und lässt sich durch unsere Anwesenheit in keiner Weise stören.

Wir kommen gut voran und treffen nach knapp drei Stunden an der Denio Junction ein. Bevor wir den Highway 140 verlassen und gegen Norden abzweigen gibt es ein ausgiebiges (warmes) zweites Frühstück.

Danach ist es (endlich) richtig einsam auf der Strasse. Die Geier verwerten die zahlreichen angefahrenen Kleintiete – besonders die Hasen schlagen bei ihrer Flucht am Strassenrand gerne einen fatalen Seitensprung auf die Strasse, was bei unserem Tempo nicht suizidal endet. Etwas später überquert eine kleine Gruppe von Pronghorn Antilopen die Strasse.

Immer wieder entwässert ein schöner Bach aus dem Gebirge linkerhand in die Ebene, eine Ranch folgt auf die nächste, nach dem fünften Bach begegnen wir dem dritten Auto. Es ist jetzt sehr heiss und wir nutzen die Kühlung eines Baches. Die Bäche mit ihrem frischen Wasser und grünen Ufer stehen im Kontrast zu den kargen Bergflanken, welche den wüstenhaften Gesamteindruck der Landschaft prägen. Der Wind weht stark aus dem Gebirge, doch wenigstens ist die Luft bewegt (ja, ich habe in den USA meine Einstellung zu Wind beim Velofahren komplett geändert: lieber im Gegenwind stecken bleiben, als im Backofen braten).  

Kurz nach Mittag erreichen wir Fields, das sich hinter einer Geländekuppe versteckt.  Population 7, die jedoch im Jahr 2016 schon mehr als 2000 Burger und 2000 Milkshakes verkauft haben (resp. die drei der sieben welche im Café arbeiten). Wir bekommen das letzte Zimmer / Haus und verbringen einen weiteren gemütlichen Nachmittag mit Gesprächen und Beobachtungen.

[vorläufig ohne Bilder bis wir wieder eine belastbare Internetverbindung haben]

In der Oregon High Desert – von Plush zum Virgin Valley Campground

Diesmal lassen wir es nicht darauf ankommen, sondern lassen uns auf der langen Etappe durch die Wüstensteppe bei angekündigten 30 Grad auf 1500 m ü. M. ein Stück transportieren. Wir stehen früh auf, brechen das Zelt ab und frühstücken, dann ist Allan’s Pickup auch schon bereit und  wir können aufladen. Bei Sonnenaufgang sind wir unterwegs, geniessen die Landschaft und finden, dass alles viel zu schnell vorbei rast…

Nach ca. 50 km packen wir ab und starten den pedalenden Teil des Tages. Die Landschaft wird immer karger. Am Anfang gibt es noch hohe Sagebrush Büsche, mit der Zeit werden sie immer kleiner. Die Anstiege wechseln sich mit Abfahrten ab und auf dem dritten Anstieg ist es wirklich heiss und es gibt keinerlei Schatten. 

Hier ist es einsam, wobei auf amerikanischen Strassen immer etwas los ist – man kann hier nicht verloren gehen. Es gibt weder Ranches noch Siedlungen den ganzen Tag. Ein Lastwagenfahrer hält auf offener Strasse und verwikelt uns in ein Gespräch. Wir sind uns einig, dass wir alle tapfer sind mit unseren Fahrzeugen hier draussen.

Etwas unerwartet tut sich linkerhand plötzlich ein Talboden auf, der komplett grün ist, offene Wasserflächen aufweist und eine Strasse führt uns zu einem wunderbaren kleinen Campingplatz  mit See und Bademöglichkeit. In der Nähe gibt es verschiedene Opalminen, die Leute suchen hier nach Edelsteinen.

Wir verbringen den Nachmittag am See der Hotsprings. Schauen dem regen Treiben der Badenden zu und geben immer wieder Auskunft über unsere Reise. Schon bald bringt uns eine Frau (sie hat Vorfahren aus dem Tessin) eine Kiste mit vier Flaschen Bier in Eis gekühlt! Und so kommen wir auch auf einem ganz einfachen Camingplatz im weiten wilden Westen zu einem kalten Bier! Wer uns das am Morgen prophezeit hätte…

Virgin Valley Hot Spring

Teure Edelsteine und 17 Sorten Arbeitshandschuhe: Plush

Plush besteht aus einer ganz kleinen Schule (zusammen mit jenen des 30 km entfernten Nachbardorfs sollen es 12 Schüler sein), einer Kirche, etwa zwei Dutzend Behausungen und als Zentrum dem Ladensaloonpostofficetankstelle. Plush hat es uns angetan. Es gibt leidlich gutes Essen (die Burger sind jedenfalls um Grössenordnungen besser als beim MacDonalds) und der Laden hat ein ziemlich grosses Sortiment, das weit über die üblichen Lebensmittel hinaus geht. Ungewöhnlich ist das grosse Angebot an Schmuck, der in einer kleinen Auslage a la Bahnhofstrasse Zürich dargeboten wird. Das Rätsel, was eine teure Schmuckboutique in diesem abgelegenen Ort soll, löst sich am Folgetag. Wir haben in Plush einen Ruhetag vorgesehen und unser Zelt bei der Hart Mountain Cabin aufgeschlagen. Ein cooler Ort als Basislager zum Erkunden der wilden Umgebung – mit Wildlife-Besuch am Zelt garantiert. Eindrücklich ist das Licht- und Schattenspiel beim Sonnenuntergang in der über 1000 Meter hohen Steilflanke des Hart Mountain. Wunderbar ist die Gastfreundschaft von Barbara und Allan, die ihre Unterkunft (die einzige im Umreis von mehr als 50 Meilen) stärker auch noch Bikern zur Verfügung stellen wollen. Faszinierend ist die Vielfalt an „Wild“tieren, die uns am Zelt besuchen: Verschiedenste Vögel, drei verschiedene Hasenarten, verschiedene Eich- und andere Hörnchen.

Am Sonntag machen wir uns auf zum Vogelbeobachten an den Hart Lake. Obwohl er ziemlich ausgetrocknet erscheint, wimmelt es von Läufern, Piepern, Enten und anderem Schnattergetier. Bei den Infotafeln erfahren wir auch, dass es ganz in der Nähe (ca 50 km nördlich 🙂 ) ein grosses Vorkommen an ‚Sunstones‘ in Edelsteinqualität gibt, das erst seit etwa 30 Jahren genutzt wird. Damit ist das Rätsel der Schmuckauslage im Store aufgelöst. Und wahrscheinliche werden die zahlreichen Arbeitshandschuhe zum Herausarbeiten der Edelsteine benötigt. Vielleicht sind wir beim nächsten Besuch in Plush auch bei den Kunden für dieses Arbeitsgerät….   

Im Laden von Plush

Where the West still lives – Cattle und Wildlife: Lakeview – Plush

Gut gerüstet mit fotokopierten Karten und zahlreichen Ratschlägen einer mitteilsamen Lady, die in Lakeview offensichtlich für mehrere Läden zuständig ist, treten wir bei wiederum frischer Luft in die Pedalen. Der dichte Wald, der die Strasse bis zur Warner Canyon Ski Area säumt, dürfte wohl der letzte für die nächsten paar Tage sein. Wir fahren auf dem Highway 140, der auch „Winnemucca to the sea Highway“ genannt wird. Angesichts der trockenen Wüste ein verständlicher Name – die Luftspiegelungen befeuern die Fantasien nach Sandstränden am Pazifik … Wir allerdings sind in die entgegengesetzte Richtung unterwegs und freuen uns daran, dass wir alles zu sehen kriegen, was auf den Tafeln beim Visitor Center in Lakeview angekündigt wird. Nach einigen km Abfahrt vom Warner Pass steht eine Herde schwarzer Kühe und Rinder getrieben von drei Buckaroos auf dem Highway. Der entgegenkommende Lastwagen sorgt für zusätzliche Stimmung, was die Rindviecher mit lautem Gebrüll untermalen. Natürlich halten die Buckaroos nichts von unserem Angebot für den Rest die Pferde zu tauschen. Später im Saloon von Plush prosten Sie uns respektvoll zu – ich glaube nicht, dass sie den ganzen Weg geritten sind. Zu verdächtig standen da noch Viehtransporter herum…. Etliche km später auf der langen Abfahrt auf der unendlich scheinenden Hochebebe vor Plush tanzt eine Herde Pronghorns auf der Strasse. Offensichtlich können Sie uns Velofahrer nicht in ihr Freund-Feind-Schema einordnen. Jedenfalls scheinen sie hin- und hergerissen zwischen Fliehen und neugierigem Schauen.

Buckaroos, Cows…
… und Wildlife
Plush, eine kleine Oase in der Oregon High Desert
 

Vom altehrwürdigen Hotel Niles zum Old Perpetual: Alturas CA – Lakeview OR

Als wir die Velos vor dem altehrwürdigen Hotel Niles bepacken ist es vielleicht nicht die im Wetterbericht angekündigten 3 Grad (über Null!) kalt, aber jedenfalls nicht viel darüber. In schattigen Abschnitten gibt es rasch klamme Finger und die warme Kleidung bleibt bis weit über Kilometer 35 an. Den Znüni nehmen wir im „Grocery-Post Office-Café-etc.“ in Davis Creek. Der Ort wird auf einer Warntafel gross als „congested area“ angekündigt. Offenbar veranstalten die 53 Einwohner mit ihren Autos hier ab un zu einen Verkersstau…. Der Znüni kommt allerdings aus dem Gestell, denn der Koch ist um gut 9 Uhr noch nicht eingetroffen. Auch der sonst in rauen Mengen aufgetischte Kaffe wird erst auf unsere Bestellung hin aufgebrüht – und gelingt prompt nicht ganz: ist eher ein bräunlich gefärbtes Wasser…. Die Fahrt geht weiter entlang des weitgehend ausgetrockneten Goose Lake. Das Wasser geht in saftige Weiden und Felder auf denen in regelmässigen Abständen stattliche Ranches stehen, statt in den See. Abwechslung bieten der Ort New Pine Creek direkt auf der Grenze zwischen Kalifornien und Oregon, der zum grösseren Teil aus Brockenhäuser zu bestehen scheint und ein Sheriff aus dem Lake County, der sich beim Kontrollieren der nach Oregon eingeführten Wasserfahrzeuge langweilt und die Wartezeit mit einem Schwatz überbrückt. Bei der Einfahrt nach Lakeview hat man zunächst überhaupt nicht den Eindruck, in einen County-Hauptort einzufahren – fast unendlich reihen sich die Einfamiliehäuser entlang dem Highway 395, bis endlich das Zentrum erscheint. Und wenn man nicht ganz gut schaut, dann ist man auch gleich wieder draussen…, wo wir auch unser Motel bei den Hunter’s Hot Springs nach dem Verscheuchen einer grösseren Gänseschaar erreichen. Gleich nebenan befindet sich der Geysir Old Perpetual, der alle 60′ eine etwa 15 m hohe Wasserfontäne in die Höhe pustet. Eindrücklich, ebenso wie das unendlich scheinende Feuchtgebiet rundherum wo sich allerlei Gänse, Enten und anderen Wasservögel im warmen Wasser  baden und dabei vergnügt in allen Tonlagen und Lautstärken schnattern und piepsen (und auf angenehme Weise den Strassenlärm übertönen).

Und wieder geniessen wir nach dem Pedalen einen Pool mit heissem Wasser, diesmal für uns alleine. So heiss! Und so schön!

altehrwürdig
vielseitig
sprühend

Mit Pelikanen nach Alturas 

Der Tourenrat tagt um 4:30 Uhr und beschliesst, aus zwei Etappen drei zu machen. Somit stehen heute nur etwas mehr als 30 km auf dem Programm.

Schon seit einiger Zeit zeichnet sich ab, dass wir an den Rand der Wüste kommen.  Dies zeigt sich daran, dass der Talboden sehr grün ist, ganze Vogelschwärme unterwegs sind und dass ab und zu eine Brücke über ein gurgelndes Bächlein führt.  War der Honey Lake noch ein „richtiger“ Wüstensee (=Salzpfanne –> kein Wasser, zumindest in dieser Jahreszeit), so waren immer häufiger Oberflächengewässer zu beobachten, die scheinbar das ganze Jahr Wasser führen. Heute fuhren wir in die Feuchtgebiete südlich von Alturas hinein. Bei einem Fotostopp nutzten wir die Gelegenheit und beobachteten die Wasservögel. Gänse, wie wir vermuteten. Doch sie hatten riesenlange Schnäbel! Pelikane? Da wir schon in Albanien Pelikane beobachtet hatten, sind wir ziemlich sicher. Und das Internet bestätigt den Sommeraufenthalt des Amerikanischen Weissen Pelikans! Super schön!

Im Modoc National Wildlife Refuge

Für den Zimmerbezug im stilechten Hotel aus dem Jahr 1908 (sehenswert!) sind wir etwas zu früh. Also machen wir unsere diversen Erledigungen mit bepackten Velos und in Reisekleidung, was uns zahlreiche (!) spannende Bekanntschaften beschert. Alturas hat das Motto „Where the West still lives“, was wir bestätigen können: Cowboys und Gebäude wie im besten Western!

Alturas im Jahr 2016

Plattfüsse auf dem Weg vom Honey Lake nach Likely

Es sind 143 km geplant und der Wecker läutet um 4:30 Uhr. 4:45 kämpfen sich zwei schlaftrunkene Velofahrer aus dem Zelt, frühstücken, packen und sind um 5:30 Uhr auf dem Weg nach Norden. Die Sonne ist im Aufgehen.

Soweit lief alles nach Plan. Bis diese Pflanze auftauchte, resp. eben nicht auftaucht sondern nur ihre Stacheln in Velopneus und Schläuche bohrte. Keine 20 km nördlich der Stelle, wo wir gestern schon am Strassenrand einen Platten geflickt haben, standen wir wieder still.

Nun, wir hatten zahlreiche mehrwöchige Velotouren ohne jegliche Zwischenfälle genossen, also tragen wir es mit Fassung und führen die eingespielten Handgriffe geübt durch. Weiter gehts. 15 km später ist es das andere Velo! Es ist 7.30 Uhr.

Während wir am Reparieren sind, kommt ein Mann vorbei und bietet uns an, bei seinem Haus vorbei zu schauen: er hat einen Kompressor wo wir pumpen dürfen – super. Kurzes Gespräch und weiter gehts.

An einer Tankstelle nehmen wir das zweite Frühstück ein und fahren weiter in den ersten Aufstieg, über eine weite Ebene und in den zweiten Aufstieg hinein. Da stört mich ein verdächtiges Geräusch und tatsächlich habe  ich schon wieder ein Metallteil gefangen und nach dem Herausnehmen ist die Luft im Nu aus dem Pneu. Es ist 11 Uhr. Diesmal ist kein Kompressor weit und breit…

Der 4. Platten innerhalb von 20 Stunden

Beim Rastplatz mit Aussicht über die Geländekante gibts einen Mittagslunch, leider kein Trinkwasser und ein Gespräch mit einem Reisenden mit Hund. Es ist noch weit und deshalb ziehen wir weiter. Dann tritt Jimmy in unser Leben. Mit seinem gut 50 jährigen Wohnmobil ist er auf dem Highway 395 unterwegs gegen Süden, kreuzt um 12:55 Uhr zwei Velofahrer in der Wüste, wendet und hupt die beiden von hinten an. Wir nehmen sein Angebot uns mitzunehmen dankend an, laden unsere Velos samt Gepäck in das geräumige Innere des Autos und staunen auf dem Weg gegen Norden, dass die Orte auf der Karte im Bestenfall Strassenkreuzungen mit drei Häusern sind. Nach rund 30 Meilen setzt uns Jimmy wieder ab, wir bedanken uns und nehmen die letzten Kilometer bis zum Campingplatz wieder pedalend in Angriff.

So haben wir schlussendlich einen Tag mit 3 Platten, 94 km im Sattel und einigen interessanten Begegnungen erlebt und sind froh, auf dem Campingplatz Trinkwasser vorzufinden!

PS: Die Landschaften sind wunderschön und abwechslungsreich. Die Nase den ganzen Tag sn der frischen Luft zu haben ist ein Privileg. 

Ein Halleluja für zwei Velofahrer und andere Kuriositäten: Reno – Milford (Honey Lake)

Eigentlich beginnt dieser Tag wie einige vorher schon: Kaum aus der Stadt Reno draussen geht’s obsi. Der Hwy 395 ist in Reno unter dem Namen Virginia Road eine der beiden Hauptverkehrsachsen, so man den paar Autos denn Verkehr sagen will… Eine der grossen Kreuzungen ist mit der US Route 40, des ersten transkontinentalen Highways, der 1926 eingeweiht wurde. Zu diesem Anlass haben die Reno-er ihren ersten Triumphbogen aufgestellt und den noch heute gebräuchlichen Slogan geschaffen: „The biggest little City in the would“. Dank dieses einfach gestrickten Verkehrskoordinatensystems ist auch die Ausfahrt aus Reno einfach, eben abgesehen von den Hügeln – wir sind ja immer noch im „Basin and Range“ (was wir nach der langen Abfahrt dem Truckee River entlang schon fast vergessen hätten). Nur drei Dinge sind heute etwas anders: Erstens sind die Hügel kleiner dafür zahlreicher, was am Ende gleich müde Beine macht. Zweitens sind die auf der Karte angekündigten Seen alle ausgetrocknete Sandebenen oder Wiesen. Die Bäche vertrocknen also, bevor sie ihr Ziel erreichen. Und drittens hat es heute allerlei Kurioses am Wegesrand. Das beginnt bei den Ortsnamen. Da haben die Nevadanier (wir haben noch nicht herausgefunden, wie sich die Einwohner dieses Lanstrichs selber bezeichnen) ein ausgeprochenes Faible für Naheliegendes. Schon am Lake Tahoe haben wir uns darüber gewundert, dass man ein Dorf an der Grenze einfach schnurz „Stateline“ taufen kann. Die letzte Siedlung heute vor der CA-Grenze heisst Bordertown. Und nicht lange darauf (allerdings in CA) kommen wir an die Halleluja Junction. Religiöse Einrichtungen haben wir ausser der Tankstelle, wo die Auto- und Lastwagenfahrer den Benzingöttern ihre Opfer darbringen keine wahrgenommen. Oder wir haben nicht gecheckt, wie das mit den Gottheiten hier läuft. Denn nur wenige Meilen weiter kamen wir an den „Baum der Schuhe“, über dessen Bedeutung auch Einheimische nicht Auskunft geben konnten. Der Rest der heutigen Etappe bestand aus einem Glace, das mehrere Auftau-Wiedereinfrierzyklen hinter sich hatte in einem Ort namens Doyle (das wie das Glace seine besten Tage deutlich hinter sich hat), einem Platten an der Strasse zum Gefängnisort Herlong und der Ankunft am Campingplatz Honey Lake in Milford mit dem Auftritt einer/s gut gealterten Transvestiten mit etlichen Promillen in den Adern (wenn da überhaupt noch Blut vorhanden ist). Alles in allem: Stoff genug für einen Film von Emir Kusturica! 

Der ausgetrocknete White Lake
Der Glace-Place von heute Nachmittag

Der Truckee River führt uns nach Reno

Wir brechen früh auf, denn es steht mit über 130 km die bisher längste Etappe der diesjährigen Reise an.

Entlang dem Ufer des Lake Tahoe ist es noch kalt, der erste Anstieg hilft, die Glieder zu wärmen. Schon bald kommt die erste Bären Warntafel und spätestens beim  fünften Anstieg ziehen wir die Handschuhe aus. Nach 3 Stunden, Beobachtung von einem Adler und herrlichen Stimmungen auf dem See gibt es ein zweites Frühstück und es wird klar, dass es ein langer Tag im Sattel wird.

Sandstrand am Lake Tahoe

Schliesslich erreichen wir nach ca. 50 km den Ausfluss aus dem See, den Truckee River und einen wunderbaren Radweg zwischen dem Bach und dem Highway. Die Abfahrt entschädigt für die morgentlichen Strapazen! Auf einem Campingplatz  rasten wir und nehmen das Mittagessen ein.

Dann erreichen wir Truckee mit seinem Bahnhof!

Auch durch den unteren Teil des Tals soll es einen Radweg geben. Davon finden wir nur Bruchstücke – schade – und landen schliesslich auf der Interstate 80 (davon kann nur mündlich berichtet werden 😨).

Kaum ist die Stateline zu Nevada überschritten, nehmen wir die alternative Strasse gerne an, erholen uns ausgiebig bei Eistee (je 1 Liter) und etwas warmem zum Essen und fahren dann wiederum auf einem schön ausgebauten Radweg nach Reno herunter. Kaum je haben wir eine grosse Stadt so stressfrei erreicht (damit meine ich die letzten 20 km)!

Truckee River im Zentum von Reno