Von Budweis nach Linz

Wir sitzen den Regen in einem hübschen Café bei Suppe und Pasta aus und nehmen dann die nächsten Geländestufen in Angriff. Von jetzt an wird die Moldau steiler und wird immer mehr zu einem Gebirgsfluss. Sie windet sich in vielen Mäanderschlaufen und machmal verlieren wir das Gefühl für die richtige Richtung. Der Radweg verläuft auf Nebenstrassen, macht jedoch ziemlich viel Höhendifferenz. Kurz vor Česky Krumlov verlieren wir die Geduld und gehen auf die grosse Strasse. Es hat viel Verkehr und schon wenige Minuten später wird klar, weshalb. Česky Krumlov ist eine wunderbare mittelalterliche Stadt in zwei Mäanderschlaufen der Moldau. Absolut spektakulär und ein Anziehungspunkt für die Touristen. Eine Entdeckung!

Wir zweigen direkt in die Altstadt ein, während die Autofahrer und Busreisenden sich mit dem Parkierungssystem abgeben müssen. In den ersten drei Unterkünften gibt es keine freien Plätze, also buchen wir ein Zimmer über die App. Die Unterkunft ist nur über einige Stufen erreichbar, aber die Sicht aus dem Zimmer ist atemberaubend. Und wir können in die Innenhöfe und geheimen Gärten der Stadtbewohner gucken. Die Stadt wurde aufgrund ihrer Lage an der Salzhandelsroute bedeutend. Der Abend in diesem schönen Ort ist ein weiteres Highlight der Reise.

Die Dächer von Česky Krumlov
Auf der Moldau unterwegs

Am nächsten Morgen frühstücken wir in einem Café. Da kommen wir mit zwei holländischen Radreisenden ins Gespräch. Seit Prag sind wir in den gleichen Tagesetappen unterwegs, haben uns immer wieder gesehen und gegrüsst, aber erst heute kommen wir ins Gespräch. Sie fahren heute bis Linz und gehen zuerst auf die Strasse, um einige Höhenmeter des Eurovelo 7 zu sparen. Dann wollen sie nach Passau, den Inn hoch bis Maloja und weiter bis Turin! Sie fragen uns noch nach ein paar Dingen im Engadin aus und brausen dann davon, sie vertrauen auf die Unterstützung von Elektromotoren. Das hilft auf einer Bergetappe. Wir müssen heute über die Wasserscheide, ins Einzugsgebiet der Donau. Bis Viššy Brod fahren wir auf der Strasse (160/163). Die Steigung ist sehr angenehm und wir kommen gut voran. Auf dem Fluss kommen uns unzählige Schlauchboote und Kanus entgegen. An einer strömungsfreien Stelle hat es sogar ein Glacestand auf dem Boot. Nach rund 40 Kilometern kommt eine Abzweigung zum südlichsten Punkt von Tschechien. Da wir heute nur die Überquerung der Berge zum Ziel haben, zweigen wir ab und nehmen uns die Zeit, hier oben noch einen bedeutenden Ort zu besuchen. Der Weg ist zuerst noch asphaltiert und verkommt dann zu einem Wanderweg. Es hat viele Informationstafeln über die Zeit des eisernen Vorhangs. Wir lesen, verweilen und merken nicht, dass der Himmel grau wurde. Auch wenn wir nur auf knapp 800 Metern über Meer sind, der Wetterumschwung geht in jedem Gebirge sehr schnell. Schon regnet es stark. Wir ziehen die Jacken an und fahren weiter. Nach wenigen 100 Metern kommt ein überdachter Picknick Tisch! Perfekt, wir machen Mittagsrast und lassen den Regen weiter ziehen.

Am südlichsten Punkt von Tschechien verabschieden wir uns von Tschechien. Schön wars! Sensationelle Radwege, wunderschöne Orte, nette Leute – ein tolles Reiseland. Dann kommen wir zur Wasserscheide: Der Elbe und der Moldau sind wir 16 Tage und mehr als 1000 Kilometer gefolgt.

Der südlichste Punkt von Tschechien
Die Wasserscheide zwischen Elbe und Donau

Wir übernachten in einem Landgasthof in Reichenau im Mühlviertel. Wir haben Glück, es ist Schnitzeltag. Wir bekommen das beste Schnitzel der Reise, es schliesst sogar direkt zum besten Schnitzel überhaupt auf (das gibts in der Linde in Baden). Was für ein Abschluss der Reise.

Am nächsten Morgen ist die Strasse nass und es ist kühl. Wir ziehen für die Abfahrt Pullover und Jacke an. Beides müssen wir dann schon bald wieder ausziehen. Es ist eine lange Abfahrt, die wir uns hart verdient haben. In St. Georgen treffen wir auf den Donauradweg, folgen ihm einige Kilometer in Richtung Wien und besuchen am Nachmittag die KZ Gedenkstätte in Mauthausen. Tief bedrückt nehmen wir die letzten Kilometer zurück nach Linz in Angriff. Das Hotel ist direkt neben dem Bahnhof. Zum Essen und für den Abendspaziergang erkunden wir Linz und müssen zugeben, das wir da vor zwei Jahren einiges verpasst haben.

Zwischen St. Georgen und Passau verläuft der Eurovelo 7 auf dem Donauradweg / Eurovelo 6

Von Prag nach Budweis

Der Radweg ist schnell gefunden, man muss nur an die Moldau, dann führt ein Radweg aus der Stadt. Die ersten rund zwanzig Kilometer fährt man flach, dann überquert man den Fluss in einer kleinen Fährt. Der Fährmann hilft beim ein- und ausladen der Velo. Da die Strömung schwach ist, muss er rudern. Es folgen nochmals gut zehn Kilometer auf der Strasse. Sie ist zwar stark befahren, aber genug breit. Meist können wir rechts vom weissen Strich fahren. Obwohl das Fahren auf einer grossen Strasse mittlerweile sehr ungewohnt ist, fühle ich mich nicht unsicher. In Stechovice wählen wir die Route von Eurovelo 7, entlang eines schmalen Flüsschen, stetig ansteigend. Es ist nicht als Radweg markiert, aber es sind noch andere Velofahrer unterwegs. Bei den obersten Häusern fahren wir zweimal durch den Bach. Mit Furten haben wir schon unsere Erfahrungen gemacht! Diesmal geht alles gut.

Es wird ein abwechslungsreicher Tag, mit vielen schönen Ausblicken, kleinen Ortschaften und unzähligen kurzen und längeren Aufstiegen und Abfahrten auf kleinen Strässchen. In Kamyk finden wir eine Pension für diese Nacht. Die Gastgeber kochen sogar für uns. Wir sind dankbar und müde nach einem anstrengenden Tag für die Beine.

Die Pension in Kamyk direkt an der Moldau
Abenteuer inbegriffen
Bisher die kleinste Fähre unserer Reise

In Kamyk brechen wir früh auf. Die Strasse steigt direkt hinter dem Dorf an. Nach zwei Stunden haben wir 17 Kilometer geschafft. Spätestens jetzt ist klar, es wird nochmals ein sehr strenger Tag. Obwohl Dauerregen angesagt war, werden wir nie richtig nass. Aber der Wind ist eher ein Sturm und er kommt meist von vorn. Da dieser Abschnitt der Moldau sehr wenig touristisch ist, gibt es keine Möglichkeit, die Tour zu kürzen. Wir müssen jeden Anstieg nehmen, wie er kommt. Dazu machen wir Pausen, nicht lange, aber immer wieder. Nach 80 Kilometern und 1000 Höhenmetern sind wir in Tyn nad Vltavou froh, dass eine Ferienwohnung unser Zuhause wird für eine Nacht. Die Gastgeber sehen, dass wir ziemlich fertig sind. Sie versorgen uns mit Bier!

Eine Bibliothek am Strassenrand
Die Hühner haben keine Angst vor uns
Überquerung der Moldau

Von Tyn nad Vltavou bis České Budêjovice folgt einer der schönsten Abschnitte. Der Weg führt entlang der Moldau bis zur nächsten Staustufe, dann steigt er an, man überquert einige Hügel und erreicht unten am Fluss Purkarek. Dann folgt ein traumhafter Radweg durch dichten Wald. Es ist wieder eine engen und steilen Stelle des Flusslaufes. Machmal ist man ganz nah am Wasser, dann steigt man wieder auf. Es ist rasant und abwechslungsreich und es hat sehr viele Radfahrer – zum ersten mal seit Prag.

Der letzte Abschnitt von Hluboka nad Vltavou bis nach Budweis ist dann wieder sehr gewöhnlich. Der Regen beginnt, als wir in die Stadt hinein fahren und nach einem Ort für die Mittagsrast Ausschau halten.

Radweg für hohe Ansprüche