Von Andrejivica nach Rudo

Gestern sind wir bereits die ersten Kilometern dem Lim gefolgt. Die nächsten rund 200 Kilometer wird er unser treuer Begleiter sein. Wir folgen ihm bis zu seiner Mündung in die Drina.

Obwohl die Nacht hier oben auf rund 800 Meter über Meer angenehm kühl war, starten wir wiederum früh, nach unserem Frühstücksklassiker im Hotelzimmer und zum ersten mal mit einem Pullover am Körper.

Die erste Stunde zahlt sich das zeitige Losfahren aus: es hat noch wenig Verkehr. Das Tourversprechen 2024 „Durch die wilden Schluchten des Balkan“ ist auf diesem Abschnitt Programm: atemberaubende Aussichten, hohe Felswände, verlassene Schluchten. Kurz vor neun Uhr steht ein Restaurant am Strassenrand. Wir haben die Bergetappe vom Vortag noch in den Knochen und stärken uns mit einer Omelette. Die grösseren Orte Berame und Bijelo Polje lassen wir unbeachtet. Bereits am Mittag erreichen wir das Tagesziel und ein schönes neues Hotel in Brodarevo. Wir sind jetzt schon in Serbien. Am Abend findet ein Spiel des lokalen Strassenfussballvereins statt. Das gesamte Dorf versammelt sich am Sportplatz, wir mittendrin.

Lim, rund 200 Kilometer folgen wir ihm
Einmal ganz nah: über dem Lim
Blick von der Terrasse des Hotels in Brodarevo

Auch am nächsten Morgen starten wir früh. Die Strasse hat sich als Verbindung zwischen Belgrad und dem Meer erwiesen. Fahrzeuge aus halb Europa wälzen sich hier durch. Eine Stunde ohne Verkehr lohnt sich allemal. Heute sowieso, denn der Verkehr zweigt in Prijepolje ab. Nach der frühen Morgenpause kehrt für uns Ruhe ein auf der Strasse und wir haben die nächsten Schluchten (fast) für uns.

An einem vermeintlich verlassen Bahnhofshäuschen (total abgelegen, ehrlich) wollte ich hinter das Gebüsch. Das Velo schon abgestellt, tritt ein Bahnbeamter heraus und fragt mit ernster Miene, was ich hier suche. Ich flüchte mich in die Ausrede, dass ich ein Foto machen wolle und schicke noch die Frage nach, ob das erlaubt sei. Zwei Kilometer weiter, das nächste verlorene Bahnwärter Häuschen. Eine Rangierlok steht auf dem einen Geleise und schnaubt vor sich hin. Der Lokführer trinkt hier Kaffee. Die erstaunten Radfahrer werden sofort eingeladen, die Wasserflaschen an der Quelle zu füllen. So steigen wir die paar Meter von der Strasse runter zum Bahntrasse und füllen die Flaschen.

In Priboj trinken wir Kaffee. Auf der Geländeterrasse hoch über der Strasse gibt es eine Thermalquelle und einen Badekurort. Das Hotel im Grenzstädtchen Priboj heisst den auch Hotel Therme. Wir träumen vom heissen Bad, erfahren im Hotel, dass man fürs Baden in den Kurort hoch muss und entscheiden uns, weiter zu fahren.

Somit schlafen wir an diesem Abend bereits in Bosnien. Nach der Grenze führt die Strasse lange direkt auf der Grenze. Die Häuser gehören noch zu Serbien, eine Exklave gibt es auch. Die Menschen lebten hier Jahrzehnte lang ohne Staatsgrenze…

Rudo liegt ebenfalls erhöht über der Strasse. Nach einem katastrophalen Hochwasser wurde der Ort 1896 erhöht wieder aufgebaut. Das Hotel liegt am Hauptplatz. Wir erreichen es am frühen Nachmittag und beziehen unser Zimmer, während die Velo im Sitzungszimmer nächtigen.

Der Lim zwischen Prijepolje und Priboj

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