Wir brechen auch dieses Jahr wieder auf, diesmal ist die Anreise kurz und wir steigen schon am ersten Tag auf’s Velo. Die erste Inn-Schlucht ist ebenfalls kurz – sie endet nach rund einem Kilometer. Und schon ist das Innwasser zum erstenmal turbiniert. Es werden noch viele Staustufen folgen, einige mehr, als mir bekannt waren. Den ersten Mittagsrast machen wir auf einer Bank, auf der wir schon gesessen sind. Der Ausblick ist schön und vertraut. Nach S-chanf steigt der Weg an Richtung Val Trupchun, um dann kurz vor dem Parkplatz links abzuzweigen. Die zweite Inn-Schlucht verlangt vom Velofahrer bereits Durchhaltevermögen. Die Gegenanstiege haben es in sich und die Einschnitte der Südtäler sind tief. In Zernez gibt es das Pflichtbild mit dem Piz Linard, dann geht es schon weiter, wir wollen uns unbedingt die Ausstellung zum Dorfbrand von Susch (19.4.1925) anschauen. Am ersten Abend finden wir ein Bett in Scuol und es reicht sogar noch für ein Bad vor dem Nachtessen.

Der zweite Tag ist rasch erzählt. Es regnet und wir entscheiden, noch einen Tag in Scuol zu bleiben. Zu mehr als einem Spaziergang nach Sent ermutigt das Wetter aber nicht. Der ideale Ruhetag, allerdings ohne müde Beine.
Am nächsten Morgen rollen wir im Regen los. Der Radweg führt uns in Pradella über den Inn. Bei der dritten Staustfe des Inns dürfte das Wasser schon weit mehr als dreimal turbieniert sein. Das Pumpspeicher Kraftwerk von Spölsee und Livignosee lag noch dazwischen. Es folgt ein wilder Abschnitt des Inn. Zuerst führt der Radweg noch abseits des Verkehrs auf einem einsamen Pfad, ab Martina fährt man auf der Strasse durch die imposante Schlucht, um kurz nach der Abzweigung nach Samnaun in die Schlucht abzusteigen. Die Zollstation Altfinstermünz ist eindrücklich! An dieser engen Stelle des Flusses gelegen, tief unten in der Schlucht und doch auf einer Abzweigung, die scheinbar schon Jahrhunderte von Bedeutung ist.
In der Zwischenzeit hat der Regen aufgehört und die Jacken können wir trocken einpacken. Es ist ein Vergnügen, abwärts zu rollen. Wir finden eine Bank für die Mittagsrast und ein schmuckes Café, um den Nachmittagsschauer abzuwarten. In Landeck entscheiden wir, noch ein paar Kilometer weiter zu fahren. Wir bleiden dann in Zams, finden ein Bett, eine Dusche und ein sehr gutes Nachtessen in einem Gasthof.
Auch auf dem Abschnitt nach Innsbruck gibt es sie, die Inn-Schlucht. Obwohl der Zug durch die Schlucht fährt, sind wir überrascht. Der Kiefernwald bei Roppen ist unglaublich schön! Überhaupt ist der Radweg sehr schön angelegt, perfekt beschriftet und wunderbar zu fahren. Wir erreichen Innsbruck vor dem nächsten Schauer. Nach einer ersten Stärkung gibt’s das legendäre Fotoshooting vor dem Goldenen Dachl – ein Highlight! Doch irgendwann ist es drauf und ich auch und ja auch ein paar andere Touristen.

Obwohl wir bis dahin noch kaum blauen Himmel gesehen haben und die Strassen eigentlich immer nass sind, wurden wir noch nicht richtig nass. Am nächsten Tag sagen wir bereits Adieu Inn! Die Kristallwelten lassen wir rechts liegen. In Wörgl nehmen wir Abschied und zweigen ab in die Berge gegen Süden. Wir übernachten in Hopfgarten, ein guter Ausgangspunkt für den nächsten Tag: die erste richtige Bergetappe.