In Graz bleiben wir nur eine Nacht. Am nächsten Morgen fahren wir bereits wieder aus der Stadt. Schon bald steigt der Weg hinauf nach Ragnitz und weiter nach Hönigtal. Dort biegen wir auf die Römerstrasse ein. Sie führt uns über die Hügel weiter nach Osten. Bei einer Abzweigung diskutieren wir, welches der richtige Weg ist. Wir fahren mit zwei unterschiedlichen Navigationsapps. Solange wir uns auf einem Weitradweg befinden, ist das kein Problem. Auf einer solchen Tour aber beginnen die Diskussionen, oder ist es gut, zwei Meinungen zu haben? Hier jedenfalls werden wir von zwei ortskundigen Radlern überholt. Sie interessieren sich für unsere Tour und wir fahren die nächsten Kilometer gemeinsam.
In Gleisdorf rasten wir in einem Park und essen Nussgipfel vom Bäcker. Ab Ilz ist die Strasse nach Bad Blumau beschildert. Die 11 Kilometer ziehen sich aber, es sind noch einige Hügel dazwischen. In Lindegg kontrollieren wir, wo das Hotel ist, damit wir es direkt ansteuern können. Da entdecken wir, dass es ausgebucht ist. Verd….! Auch die Pension im Dorf scheint keine Zimmer zu haben. Mist! In Bad Blumau ist die Therme links und das Dorf rechts. Wir fahren ins Dorf und halten bei der Touristen Information. Eine freundliche Frau hilft uns, eine Unterkunft für zwei Nächte zu finden. Hier gibt es einen Ruhetag und Genussbaden in der Hundertwasser Therme Bad Blumau.

Wir befinden uns jetzt auf der Thermenlinie. Das ist eine tektonische Verwerfung, auf der sich unzählige Thermalquellen befinden. Weiter südlich waren wir vor einigen Jahren schon in Bad Radkresburg. Auch weiter östlich waren wir schon in Thermen im Burgenland und in Ungarn. Jetzt folgen wir der Linie auf dem Thermenradweg gegen Norden. Nach Hartberg müssen wir rüber ins Tal der Lafnitz und dann hoch nach Friedberg. Dort stärken wir uns bei einer kalten Limo und füllen unsere Wasserflaschen. Der Radweg führt zuerst runter nach Pinggau um nachher in einer höllisch steilen Rampe Richtung Wexel zu steigen. Wir sind frustriert, dieser Höhenverlust war irgendwie unnötig. Schliesslich entscheiden wir uns, auf die grosse Strasse zu wechseln. Das ewige auf und ab auf dem Radweg ist zermürbend wenn man weiss, dass man auf 967 Meter Seehöhe klettern sollte. In Mönichkirchen finden wir Platz und Verpflegung in einem wunderbaren Gasthof mit Aussicht in die Ebene. Wie weit man bei klarer Sicht wohl sehen könnte.

Der nächste Tag beginnt mit der Abfahrt. Wir bleiben zuerst auf der Strasse, da der Radweg einen Gegenanstieg macht. Das brauchen wir heute nicht. Das Tal der Pitten zieht sich gemächlich aus den Alpen raus. Die Flanken werden immer flacher und irgendwann ist man in den Feldern der Ebene. Der Blick zurück zeigt, dass wir jetzt am Alpenrand angekommen sind. Der Schneeberg – er heisst nur so, im Sommer 2025 hat er keinen Schnee – steht imposant an vorderster Front.
Auf dem Marktplatz in Wiener Neustadt gibt es zahlreiche Café’s. Wir möchten etwas kleines Essen, doch das stellt eine Herausforderung dar. Wir fragen uns von Gelateria zu Cocktailbar zum Bäcker, doch niemand bietet einen Salat an. Schliesslich finden wir das einzige (?) Restaurant am Platz, dort isst man Meeresfrüchte an Tischen mit weissen Tischtüchern. Wir setzten uns trotzdem hin und essen eine Suppe. Wir haben uns entschieden, diese Nacht in Bad Fischau zu bleiben. Das gibt zwar eine kurze Etappe, aber die Therme ist etwas Besonderes. Sie ist seit der Gründerzeit praktisch unverändert. Das Wasser ist zwar nur 19 Grad kalt – ab wann spricht man eigentlich von Thermalwasser? – aber der Besuch ist ein Erlebnis.
