Song of the Day (Woodie Guthrie: Roll on Columbia Roll on)
Nein, es wird uns wirklich nicht langweilig auf unserer Tour von Süd nach Nord durch den Westen der USA! Der heutige Tag hielt als erste Ueberraschung eine zunächst ziemlich schweisstreibende Fahrt durch die endlos scheinenden Bodenwellen des „Palouse Loess Contry“ bereit, die mit einer gemütlichen 30km Abfahrt durch einen der tiefen Einschnitte garniert war. Wäre diese Gegend grün und etwas kleinteiliger strukturiert – sie ginge glatt als Auenland im Herr der Ringe durch… Ich stelle mir vor, dass sich die Farmer mit ihren grossen Feldern und dem umfangreichen Maschinenpark manchmal etwas kleiner fühlen, so wie die Hobbits. Je weiter nördlich wir kamen, desto vielfältiger wurden die Ackerfrüchte auf den bewässerten Feldern. Zum Schluss gab es Lavendel und Kümmel. Und von diesen Feldern aus erblickten wir den zweitgrössten Fluss Nordamerikas – den Columbia River. Er erscheint als unwirkliches blaues Wasserband in der sonst trockenen, immer noch semi-ariden Landschaft.
Also nichts wie runter und dort auf dem Highway 730 (Derzeit höchste Nummer im US-Highway System . Die heutige Route entspricht dem Verlauf des Hwy 395 bis Ende der 1970er Jahre) und dort nach Nordosten in den Rückenwind (:-)) abbiegen! Und nach zwei, drei Meilen folgt das nächste Spektakel: Der Wallulla Gap. Ein absolutes Highlight für Fans der letzten Eiszeit bzw. der Missoula-Floods. Wir lassen das Sinnieren über die Wassermengen, die damals hier mit Höchstgeschwindigkeit durch das Engnis gedrückt wurden und geniessen das Schluchterlebnis. Die Szenerie mutet uns an wie eine XXXL-Ausgabe des eisernen Tors an der Donau (zwischen Serbien und Rumänien), hier einfach auf einer nahezu steigungsfreien Strasse.

Die restlichen 20 km bis Pasco sind zum Abhaken. Wir biegen auf den Hwy 12 ab, der hat viel Verkehr. Bald kommen wir in die Industriezonen der „Tri-Cities“ (Pasco, Kennewick und Richland sind zu einer Grossstadt mit ca. 200’000 Einwohnern zusammengewachsen). Es muss eine rechte Boomregion sein. Zwischen Niemandsland und Industriezone steht ein Einfamilienhausquartier aus der Retorte und dann wieder nichts. Wo die Leute arbeiten? Die meisten Arbeitsplätze soll es im „Hanford-Site“ geben. Das ist der Ort, in dem seit 1942 Plutonium für die Atomwaffen angereichert wurde, unter anderem auch für jene Bombe, die über Nagasaki abgeworfen wurde. Heute und bis 2065 soll das Gelände aufgeräumt und bereinigt werden. Ein weiteres unrühmliches Mahnmal der US-Geschichte am Hwy 395. Uebrigens: gleich neben Pendleton war bis 2012 eines der grössten Chemiwaffendepots der US-Army.