Der Blick nach Draussen nach dem Aufwachen zeigt ein ganz anderes Bild als am Abend zuvor: Die Landschaft trieft und es herrscht dichtester Nebel. Bis zum Abfahren dringt der eine oder andere Sonnenstrahl durch. Dennoch sind wir nach 10 Minuten Fahrt pflotschnass. Das ist also der berüchtigte englische Nebel. Nach wenigen km sind wir sozusagen am Ziel der diesjährigen Tour, in Land’s End. Das ganze Gelände ist in Privatbesitz. Die Naturschutzzone beginnt erst dort, wo das Kliff definitiv nur noch für Vögeln „begehbar“ ist. Der ganze Rest ist in einen grossen Rummel- und Konsumplatz umfunktioniert. Vom „letzten bzw. ersten“ Haus und Briefkasten wird aus allem irgendwie Profit geschlagen. Zum Glück sind wir früh da. So hat es noch nicht allzuviele Leute und wir können zuschauen, wie sich die cornischen Zwerge für ihren Auftritt mit König Arthur umziehen…..
Kaum sind wir von der A30 abgebogen, herrscht wieder die Beschaulichkeit der schmalen, heckengesäumten Strassen. Sie wird nur selten unterbrochen von der Hektik, wenn ein Doppelstockbus im steilen Anstieg einen Traktor mit grossen Strohballen auf dem Anhänger kreuzen will. Das führt natürlich sofort zu einem kleinen Verkehrschaos, das wundersamerweise im schlimmsten Fall mit ein paar zerquetschten Brombeeren endet. Nach der üblichen übersteilen Abfahrt kommen wir nach Mousehole (sic!). Das kleine Örtchen erinnert ungemein an die Rosamunde-Pilcher-Filme…
Gar kein Herzkino sondern mit historisch handfestem Hintergrund ist unsere Unterkunft in Penzance, das Union Hotel. Es soll eines der ältesten und bedeutendsten Gasthäuser Cornwall’s sein mit einem grossen Theatersaal und mehreren Bars. Im Spanisch-Englischen Krieg wurde es teilweise niedergebrannt. Die schwarzen Balken werden heutzutage als Sehenswürdigkeit zelebriert. Admiral Nelson soll hier genächtigt haben und im Theatersall erstmals auf britischem Boden die Nachricht vom Sieg der Schlacht vor Trafalgar verkündet worden sein. Seither wurden die Teppiche sicher ein- oder zweimal erneuert, aber Gebrauchsspuren sind allenthalben unübersehbar. Uns hat das nicht weiter gestört. Wir hatten ein Zimmer mit Meerblick (aus zwei Fenstern!), Himmelbett und lautem Gekreisch der Möven.