99.5 km
Als wir am Morgen in den Sattel steigen ist es noch angenehm kühl. Während der Westen Europas im Glutofen brütet, frieren wir in der rasanten Abfahrt am Ostabhang der Karpaten in den schattigen Wäldern. Bukowel bzw. Poljanizja werden wir so rasch nicht los. Schier unendlich reichen die grossen und kleinen Hotels. Da muss im Winter ein ordentlicher Rummel sein! Abgedrängt in die Brachflächen bei den Abfallcontainern hütet da und dort ein Hirte ein paar Kühe. Irgendwann geht dann die Abfahrt durch den Tannenwald vorbei an vereinzelten Einstiegen zu Wanderwegen (die sind hier sehr restriktiv angelegt und man muss bei jedem Eintritt bezahlen) und sonst ist weitgehend Ruhe.
Die Strasse ist neu, top ausgebaut und breit genug für zwei schnelle Fahrzeuge und Radfahrer auf beiden Seiten der Strasse. Ja, heute begegnen wir besonders vielen Radfahrern und sie haben sehr gute Velos. Alle paar Kilometer hat es eine neue Tankstelle (Raststätte), mit kalten Getränken und WC.
Jaremche ist der erste grössere Ort. Dort ist grad Jahrmarkt oder man könnte auch sagen ein Aufmarsch aller Grillmeister im Umkreis von 100 km oder so. Bei der Einfahrt in den Ort gibt es einen langen Rückstau: die ganze Innenstadt ist gesperrt. Die meisten Leute tragen eine Tracht zur Schau und wir können uns an den zahlreichen Ständen kaum satt sehen. So also sehen Feste der Hutsulen aus! Wir kaufen Souvenir (schon wieder!) und verpflegen uns an einem Stand. Es gibt Fleisch vom Grill und Tomatensalat – zum Zmittag.
Nach dem Ort verlässt die Nationalstrasse N-09 das Pruttal. Wir kommen gut voran und nehmen etwa 30 Kilometer vor dem Tagesziel einen kleinen Umweg auf einer kleinen Strasse, die durch den Nationalpark „Hutsulenland“ führt. Die Nebenstrasse ist neu asphaltiert (was wir anfänglich kaum zu glauben vermögen) und schon im zweiten Dorf laufen wir einer Hochzeit über den Weg. Weiter führt die Strasse durch schmucke Dörfer – so eine Art Entlebuch, einfach ohne Subventionen und Direktzahlungen, dafür viel und gut sichtbarer Eigeninitiative. Nur der auf der Karte eingezeichnete Nationalpark ist im Gelände nirgends angeschrieben… Kolomea überrascht einmal mehr mit einer schicken Altstadt, die architektonisch einen ausgeprägt altösterreichischen Atem ….