Kaum habe ich die Zeilen über das Wetter getippt, holt uns eine Front ein und beschert uns eine Stunde Regen. Das Selfie in Dresden wird von Tropfen untermalt. Wir entscheiden uns, weiter zu fahren. Unter einer Brücke harren wir dann doch ein paar Minuten aus, bis die Tropfen kleiner werden. Viele Ausflügler sind vom Regen überrascht worden, wenige gehen oder paddeln stoisch durch den Regen. Dann zieht es uns weiter.
In Pirna sind wir wiederum überrascht von der schmucken Altstadt. Wir finden ein Hotel, das ein Zimmer für uns hat. Die Dusche und das Bett sind uns gewiss. Fehlt noch das Essen. Das gestaltet sich schwieriger: die Restaurants am Marktplatz haben entweder keinen Tisch oder eine Wartezeit von 90 Minuten. Wir gehen zurück ins Hotel, im dortigen Restaurant ist die Bedienung 20 Minuten nicht auffindbar. Scheinbar bedient sie gleichzeitig eine Gruppe in einem Saal…

Der nächste Tag führt uns durch den Canyon der sächsischen Schweiz. Die Felswände sind eindrücklich. Zum ersten Mal führt der Weg nicht immer in der Ebene. Die Höhe ermöglicht einen ganz anderen Blick auf die Landschaft. Mich erschreckt der Lärm des Verkehrs, der durch das Tal dröhnt: neben der Strasse hat es beidseitig eine Eisenbahn, die viel befahren ist.
Wir verlassen Deutschland und danken für die schöne Zeit, den hervorragend ausgebauten Radweg, Bier und Torten – einfach herrlich! Auch in Tschechien ist der Weg sehr gut markiert und die Linienführung ist auch hier stark entflochten und führt ganz selten auf kleinen Strassen, die auch von Autos befahren werden. In Usti nad Labem suchen wir wieder eine Unterkunft. Diesmal nimmt uns das Hochhaushotel auf. Aus dem neunten Stock blicken wir über die Stadt. Das ist zwar schön, der komische Geruch im Lift lässt mich an einen möglichen Brand denken und löst eine leichte Panikattacke aus. Am nächsten Morgen bin ich überrascht, dass ich vor Erschöpfung trotzdem gut geschlafen habe.

In Usti nad Labem regnet es am Morgen. Wir ziehen die Regenjacke an, kaufen Wasser und fahren los. Kurz nach dem Ort kommt die erste Staustufe der Elbe. Jetzt werden zwei Dinge klar: Erstens weshalb der Unterlauf so wenig Wasser führt, hier oben ist es! Und zweitens, weshalb mich Komoot (die Navigationsapp) jeden Tag warnt, dass es auf dem Elbradweg Stufen gibt!

Nach den Stufen, ja es kamen noch mehr und weil die Treppe nass war, war es unnötig gefährlich (!), reissen wir uns die Jacken vom Leib. Die paar Tropfen nehmen wir gerne als Abkühlung nach diesem Kraftakt. Wir kommen gut voran und finden auch in Tschechien viele Gelegenheiten für bequeme Picknicks an Tischen, oder Erfrischungsmöglichkeiten mit süsser kalter Limonade. Oberhalb der Staustufen, es sind vier an diesem Tag, bildet die Elbe breite Seen, eine ganz andere Landschaft. Auf den letzten Kilometern vor Melnik kommt dann etwas Wehmut auf: nach elf Tagen und 786 Kilometern verlassen wir die Elbe. So lange sind wir wohl noch keinem Fluss gefolgt!
Melnik liegt hoch über dem Zusammenfluss von der Moldau in die Elbe. Beim Anblick fürchte ich mich vor der Anstrengung da hoch trampeln zu müssen. Doch es geht ganz gut, die Strasse ist für Autos gesperrt und man wird mit einer Weitsicht belohnt, welche die Hitze vergessen macht. Das Hotel ist zwar voll, aber wir finden eine Herberge, die uns aufnimmt. Die Velo haben eine Garage im Innenhof und wir ein Bett und eine Dusche im dritten Stock. Mit müden Beinen schleppen wir unsere Sachen hoch. Doch der Weg in diese schmucke Stadt hat sich gelohnt!

