Das Hotel Two Bridges ist am eleganteren Ende von dem, was wir als Veloreisende besuchen können. Zum Glück waren die andern ausländischen Touristen im Wanderlook unterwegs, sodass wir gemeinsam gegenüber den Engländern ‚completely underdressed‘ waren. Gegessen haben wir vorzüglich, wie überall bisher, hier allerdings mit Livemusik.
Das Wetter ist weiterhin regnerisch und der Wind ist stürmisch. Deshalb haben wir uns für einen Abstecher nach Plymouth und einen Ruhetag in der Stadt entschieden. Die Strasse führt steil hoch nach Princetown. Hier gibt es ein grosses Gefängnis mit mehr als 600 Insassen. Das Gefängnis Museum wurde uns empfohlen, also machen wir einen Halt.
Bevor wir wieder losfahren, ziehe ich zwei zusätzliche Schichten lange Kleider an: eine für die Wärme und eine gegen den Wind. Das Dorf verlassen wir auf dem alten Bahntrasse und fahren ins Moor hinaus. Der Wind ist stürmisch und böig. Wenn er aufhört fällt man fast um, weil man so stark dagegen lehnt. Es ist ein Balanceakt. Und dann setzt der Regen ein und wird uns vom Wind ins Gesicht gepeitscht. Das Bahntrasse führt nur ganz langsam, aber kontinuierlich bergab. Schon bald läuft das Wasser entlang der Beine in die Schuhe – wir sind komplett nass. Und: obwohl man meist auf Strassen unterwegs ist, kann man auf dem Velo die Kraft der Natur erleben.
Wanderer mit Hunden und andere Velofahrer lassen sich nicht beirren. Weiter unten führt der Weg durch zahlreiche Weiden, wir öffnen und schliessen die Tore. Es geht nur langsam vorwärts. Dann steht ein grosser Stier vor uns, wir reden ihm gut zu und gehen vorbei. Nach einigen Kilometern auf der Strasse führt der Weg plötzlich wieder auf das Bahntrasse und wir sind mitten im Naherholungsgebiet der Stadt. Mit zahlreichen Gruppen von jüngeren und älteren Velofahrern gleiten wir Richtung Plymouth.
Der Fluss fliesst hier tief in der Schlucht. Und zum ersten Mal in England queren wir einen Hügel nicht mit einer Strasse in der Falllinie, sondern in einem Tunnel! Es braucht deutlich weniger Kraft! Dann setzt der Regen wieder ein, und wie! Jetzt kommen wir definitiv zu unserer „englischen Regentaufe“.
Der Tag ist schon reich bestückt mit Highlights, da kommt der Wanderfalke. Zwei Jungtiere sitzen in der Felswand hoch über dem Fluss und kämpfen um den trocken Platz unter dem Felsvorsprung. Direkt gegenüber auf der ehemaligen Eisenbahnbrücke ist ein Beobachtungsposten eingerichtet. Super!