Mateszalka!

Da stehen wir also zum x-ten Mal am überaus grosszügig dimensionierten Bahnhof von Mateszalka. Das Gleisfeld verliert sich irgendwo am südöstlichen Horizont in der Puszta und es scheint in der Länge Dimensionen zu haben, die es mit dem HB in Zürich vergleichbar machen. Da wirken die ohnehin schon bescheidenen gelb-roten Schienenbusse der MAV-START noch einsamer als ohnehin schon, auch wenn sie in fünffacher Komposition auffahren. Diesmal erwischen wir einen ganz normalen blauen Regionalzug, d.h. einen mit Waggons aus – sagen wir mal – den Fünfziger Jahren. Nix mit StadlerRail-Zügen wie rund um Budapest. Bei einem solchen würde wahrscheinlich die Software alle 10 km aussteigen, weil die Schienen noch in einem schön regelmässigen Takt holpern. Und diese Mischung aus Schlagzeug und mitunter deutlich spürbarer Bewegung befördert einen nach und nach in den für Zugsreisende typischen Dämmerzustand.Die Aufmerksamkeit nimmt jeweils zu, wenn der Zug anhält. Durch die schon länger nicht mehr gewaschenen Fenster sind manchmal Bahnhofsschilder sichtbar mit so exotisch klingenden Namen wie Hajdusamson, Nyirbator oder Hodasz. Dort wacht dann mit strenger Ernsthaftigkeit eine uniformierte Person (vom bierbäuchigen nicht mehr ganz so jungen Bahnbeamten bis zur elegant geschminkten Dame gibt’s das ganze Spektrum) darüber, dass ordentlich ein- und ausgestiegen wird.. Manchmal hält der Zug auch einfach irgendwo im Wald. Nirgends ein Dorf oder ein Stationsgebäude, aber immer Leute, die auf einem perronähnlichen Grasstreifen aussteigen und angeregt schwatzend des Weges gehen. (Das liegt wohl an der Sprache – eine Schar ungarisch sprechender Menschen klingt in meinen Ohren wie ein unbeschwerter Schwarm Spatzen.)

Das Bahnhofsgebäude von Matzeszalka ist klein, einladend und es herrscht eine muntere Stimmung von kommen und Gehen, Begrüssen und Verabschieden. Zwischendurch stehen ein paar Roms herum, dies waren wahrscheinlich schon letztes Mal da. Ob die auf jemanden warten oder jemanden zum Zug gebracht haben? Irgendwo zwischen Kiosk und Blumenladen hat Dor geduldig auf uns gewartet. Sorgsam holt er sein fluier aus dem abgewetzten Rucksack und beginnt mit den ersten Tönen seiner Doina. Wir sind wieder da! ….und freuen uns auf das nächste Abenteuer in den Karpaten.

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