In Nancy geniessen wir den späten Nachmittag auf der Place Stanislav, essen eine Quiche loraine und lassen die Szene auf uns wirken. Man spricht französisch, Touristen gibt es vereinzelt, aber stören tun wir offensichtlich nicht. Das ist beruhigend.
Uns kommt der Spruch aus der Primaschule zu Karl dem Kühnen in den Sinn: „in Grandson das Gut, in Murten den Mut, in Nancy das Blut“. Ein kurzes Nachlesen und einordnen erklärt dann, weshalb sich in Nancy niemand für Karl den Kühnen interessiert. Wir beschliessen, einen Spaziergang zum Kanal und zur Meurthe zu machen und auf Spurensuche nach Karl dem Kühnen zu verzichten.
Am nächsten Morgen geht es los. Wir finden den Weg aus der Stadt und folgen erst mal der Meurthe. Wir kommen durch ein paar Vororte, dann wird es ruhiger. Die Meurthe wird von zahlreichen Staustufen gezähmt und der eine oder andere Kanal zweigt ab.


Schon bald verlassen wir den Lauf der Meurthe, das Gelände ist coupiert, doch die Beine sind fit und am ersten Tag tut noch nichts weh. Die Getreidefelder sind grossen Teils schon abgeerntet. Ab und zu liegt eine Herde Kühe wiederkäuend am Strassenrand. Wir machen Pause im Schatten und nehmen die nächsten Kilometer gestärkt in Angriff. Je näher man Verdun kommt, desto mehr wird klar: um die Geschichte dieses Ortes wird man als Besucher nicht herum kommen. Waren es im letzten Sommer Schauplätze des zweiten Weltkrieges, sind wir nun mitten in den Fronlinien des ersten Weltkrieges.
Der Radweg ist am Ende wegen Bauarbeiten unterbrochen und wir müssen noch einmal auf die Strasse und über einen Hügel. Wir erreichen Verdun nach einer langen und strengen Etappe, beziehen das Hotel direkt am Wasser und finden in einem Restaurant auf der anderen der Meuse (Maas) ein feines und nahrhaftes Nachtessen. Velotour funktioniert auch im Sommer 2020.