Verdun – Remilly-Aillicourt

Wir starten gestärkt in den Anstieg auf die Anhöhen hinter dem Ort. Die Strasse ist steil und die Sonne brennt bereits. Im Aufstieg frage ich mich, worum es in ‚diesem‘ Krieg eigentlich ging. Warum bekriegt man sich mitten in Europa jahrelang (!) in einer katastrophalen Materialschlacht, die nie einen Gewinner hevorbringen kann? Am Schluss des ersten Weltkrieges zerfielen das Osmanische Reich, die Österreich-Ungarische Monarchie, das Deutsche Kaiserreich und das russische Zarenreich. Für das heutige Gesicht Europas hatte der Krieg wegweisend gewirkt.

Es sind zahlreiche Gedenkstätten, wir können nicht alle besuchen. Dafür könnte man sich wohl eine ganze Woche Zeit nehmen. Schon im Wald sehen wir die ersten Graben, dann ein erstes Museum. Wir besuchen Douaumont, die Grabstätte der 130’000 gefallenen Soldaten und vergewissern uns, dass Europa gewillt ist, die Tragödien des 20. Jahrhunderts nicht zu vergessen.

Ossuaire de Douaumont – dem Grauen des 20. Jahrhunderts ins Gesicht schauen

Zurück auf dem Velo nehmen wir den direkten Abstieg über eine Waldstrasse nach Bras-sur-Meuse und folgen dann dem Radweg entlang der Meuse. Er führt über schmale Strasse, durch Dörfer, über Felder und Hügel und immer wieder an den Fluss. Es ist ein heisser Tag und in allen Dörfern suchen wir vergeblich nach einem Einkaufsladen. Schliesslich müssen wir jemanden nach Wasser fragen. Wir fragen uns, wo diese Leute einkaufen.

Wir liegen im Schatten einer Kirche und beobachten die Schwalben. Es gibt eine alte Bahnlinie entlang der Meuse, die jedoch nicht mehr in Betrieb ist. Ab und zu wünschen wir uns, dass der Radweg darauf errichtet worden wäre – einige Höhenmeter würden einem erspart. Noch immer haben wir kein kühles Getränk bekommen, weder in einem Restaurant, noch in einem Laden. Es gibt nichts – auch nach 80 Kilometern sind wir an keinem Laden vorbei gekommen. Schliesslich müssen wir ein zweites Mal nach Wasser fragen – eine Verzweiflungstat. Doch die Franzosen nehmens gelassen. Dafür ist die Strasse umso schöner für Velo-Touristen. Sie ist schmal, hat sehr wenig Verkehr, ist abwechslungsreich. Einfach genial.

In Rémilly-Aillicourt gibts dann eine Bäckerei und da steht auch unsere Unterkunft für heute. Ein kleiner Landgasthof mit excellenter Küche und ausreichend Wasservorrat – wir trinken zwei Liter.

Der alte Bahnhof von Vilosnes
Ne jetez pas: Weshalb sollte jemand „jetez“? Um die Radfahrer zu füttern? Oder gibt es keinen Zusammenhang zwischen diesen Zeichen?

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