Am nächsten Morgen gehts früh los. Wir wollen ans Meer! Doch schon die Suche nach einem Lebensmittelgeschäft verläuft mit Umwegen. Als wir eines finden, teilen wir uns auf: jemand bewacht die Velos, jemand übernimmt den Einkauf. Wenn man draussen wartet hat man Zeit, die Leute zu beobachten. Als erstes fällt mir auf, dass die Leute mit Transportern vor diesem Lebensmittelgeschäft auf den Parkplatz fahren. Als zweites fällt auf, dass sehr viele Leute reingehen, aber nur wenige rauskommen. Diejenigen die rauskommen haben sehr grosse Wagen voller Lebensmittel. Es dauert. Ich vermute, dass dieser Einkauf etwas zwischen Erlebnis und Tortur ist, und meine Vermutung wird schliesslich, nach einer gefühlten Ewigkeit bestätigt. Näheres dazu bitte im Blog Beitrag „Reisen zu Zeiten von COVID-19“ nachlesen (Beitrag folgt).
Somit ist es nicht mehr früh, als wir Tournai verlassen. Wir wollen auf dem direktesten Weg nach Oostende und werden dazu die Nationaltrassen benutzen. Es gibt zwar überall Radwege, aber wir verstehen das System der wirren Zahlen nicht… Das benützen der Strasse ist aber kein Problem. In Belgien haben alle Strassen einen breiten Pannenstreifen und zwischen der Fahrbahn und dem Pannenstreifen einen schmalen Radstreifen. Wir nutzen wenn immer möglich den Pannenstreifen, dann ist man weit genug von den Fahrzeugen weg und es spielt keine Rolle, wenn sie schnell unterwegs sind.
In Kortrijk werden wir bei der Ortseinfahrt von einem besorgten Bürger in einem grossen Lieferwagen abgefangen: es herrscht Maskenpflicht – auch für Radfahrer. Wir zögern, beschliessen aber schliesslich, uns daran zu halten. Im Ortszentrum ist Markt. Es herrscht ein Gedränge, alle tragen Maske. So geht das. Wir trauen uns trotzdem, unsere erstandenen Süssgebäcke auf einer Parkbank zu essen. Das geht nur ohne „Mondmasker“.
Für heute Nachmittag ist Regen angesagt, deshalb wollten wir früh unterwegs sein. Die Wolken werden dichter und grauer, aber es bleibt vorerst trocken. Als dann die ersten Tropfen fallen, entscheiden wir, trotzdem weiter zu fahren. In einem Kreisel in der Ortschaft Torhout schlage ich die Pedale so unglücklich in den Boden (das kommt manchmal vor wenn man zu stark in die Kurve liegt), dass die Schraube des Körbchens endgültig abfällt und die Pedale stark verbogen ist. Zwei Schrauben der Pedale hatte ich bereits früher verloren. Ich kann zwar noch trampen, aber die Pedale ist stark lädiert.

Der Regen setzt bei der Ortsausfahrt ein. Wir stehen direkt vor einem Veloladen und nutzen die Chance, den Regen mit Reparatur Arbeiten zu überstehen. Doch es wird uns erklärt, dass sie zwar die richtigen Pedalen für mich hätten, dass sie aber leider eine lange Warteliste hätten und deshalb keine Fahrräder notfallmässig reparieren! Genauso will man behandelt werden auf Reisen. Unfreundlichkeit kann man sehr gut hinter COVID-19 verstecken. Der zweite Grund sei, dass sie mein Fahrrad zuerst desinfizieren müssten und das würde 7 Stunden dauern, so sei die Vorschrift. Konsterniert setzen wir uns unter ein Vordach, essen Guetzli und warten, bis der gröbste Regen durch ist. Dann gehts weiter.
Wir müssen noch ein paar Kilometer abstrampeln. Halten nochmals an und essen Nüsse. Das ist eine gute Entscheidung, denn in Oostende dauert es nochmal, bis wir den Dreh raus haben und auf der richtigen Strasse zum Hotel kurven. Wir sind am Meer! Wir residieren direkt an der Van Iseghemlaan, der Strasse, auf der das Tram fährt. Wir lassen es uns nicht nehmen, nach einer schnellen Dusche einen ausgiebigen Spaziergang am Strand zu machen und mit Blick auf’s Meer zu essen.
