Aus Tara und Piva wird die Drina – vorbei an bosnischen Städten

Wir lernen dazu: diesmal melden wir uns vom Frühstück ab und erhalten ein Lunchpaket. Sensationell! Es geht wieder früh los. Es liegt noch Nebel über der Piva. Die paar Kilometer bis zur Grenze nach Bosnien haben wir schnell geschafft, die Ausreise geht problemlos, die Einreise in Bosnien ebenso. Nur: vom Zusammenfluss von Tara und Piva zur Drina sehen wir nichts. Für uns das Spektakel des Tages! Ich bin versucht, das Bild meines verzweifelten Versuchs den Zusammenfluss zu fotografieren zu posten.

Nach einer kühlen Nacht liegt Nebel über der Piva

Nach der Grenze ist die Strasse schlecht, in Europa habe ich noch selten eine so schlechte Hauptstrasse gesehen. Uns kümmerts wenig, wir kommen voran und es geht flussabwärts. Vorbei an Orten wie Foča und Goražde, die in der ersten Hälfte der 1990er Jahre aus dem Nichts tragische Allgegenwärtigkeit hatten. Und die heute eigentlich niemanden mehr interessieren. So wie es aktuell mit den vielen Orten in der Ostukraine passiert. In Foča besuchen wir die Aladža Moschee. Sie stammt ursprünglich aus den 1550er Jahren und wurde im Mai 1992 gesprengt. 2019 wurde der prächtige, originalgetreue Nachbau eröffnet. Das alles mag als Lauf der Geschichte bezeichnet werden. Verstehen tun wir‘s dennoch nicht.

Nach Foča wählen wir die kleinere Strasse auf der rechten Seite der Drina. Eine gute Wahl: sie ist schmal, meist gut geteert und hat keinen Verkehr. Rund 10 Kilometer vor Goražde müssen wir dann doch auf die Hauptstrasse. Gerne wären wir bis Višegrad gefahren heute. Aufgrund der Hitze bleiben wir aber in Goražde, der einzigen Stadt der Bosnischen Föderation an der Drina. Alle anderen gehören zur Republika Srpska. Goražde war eine der UN-Schutzzonen im Bosnienkrieg mit zeitweise bis zu 70‘000 Einwohner:innen. Auch hier ist von jener Zeit nicht mehr viel zu sehen. Eine Ausnahme macht die Brücke unter der Brücke, welche die Menschen hier bauten, um den Snipern zu entgehen. Und alles ist etwas ärmer bzw. scheint etwas perspektivenloser als anderswo.

Auch die Drina macht hier nicht mehr den gleich unbeschwerten Eindruck wie weiter oben. Etwas planlos folgt ihr Wasserstand dem Bedarf des Kraftwerks und das Wasser ist nicht mehr ganz so klar. Es scheint fast, dass auch sie nicht so viel Leid und Trauer aufnehmen mag.

Die Brücke unter der Brücke in Goražde

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