Vom See in die Schluchten – Morača und Tara

Durch die Schlucht der Tara

Wir fahren wieder mit dem Zug. Eigentlich gäbe es eine Haltestelle direkt vor der Unterkunft, man müsste aber von der stark befahrenen Strasse einen ca. 50cm Absatz direkt auf den Schotter des Gleises, dann über das Gleis und hinauf aufs Perron. Also radeln wir kurz nach 5 Uhr ans Bahnhöfli von Zeta. Das hat auch schon bessere Zeiten gesehen (wenn es die denn je gegeben hat). Weder der ausgehängte Fahrplan noch jener aus dem Internet scheinen zutreffend zu sein, wie ein kurzes Radebrechen mit der Bahnhofvorsteherin ergibt. Etwa um 6 Uhr kommt dann ein komplett aus der Zeit gefallener Zug, der uns auf der absolut spektakulären Strecke durch die Morača-Schlucht bringt. Nach einem langen Tunnel kommen wir an die Haltestelle von Matešovo. Ob hier je Veloreisende ausgestiegen sind? Nach dem Schock “wo ist hier die Strasse, die uns weiterbringt?” (es ist eher ein Zweitklassfeldweg) radeln wir bald auf der grossen Strasse nach Kolašin und Mojkovac. Nach wenigen Radumdrehungen hocken wir in einem Resti und bekommen die nächste Überraschung serviert: Montenegrinisches Raclette zum Zmorge. Ohne Weisswein und Kirsch. Aber eine Riesenportion, die den Rest das Tages hinhält 😇. Mit etwas gar vollem Bauch gehts dann entlang der Tara durch all die Abschnitte ihrer spektakulären Schlucht. Höhepunkt ist dann der absolut idyllisch gelegene Campingplatz namens Eko-Oaza.

Bahnhof von Zeta (Crna Gora)
Montenegrinisches Raclette zum Zmorge

Ein Wiedersehen mit dem Skutarisee

Die Zugreise durch Italien verlief entspannt und problemlos. Wir haben in Senigallia übernachtet, sehr fein gegessen und am nächsten Morgen im Meer gebadet. Danach sind wir zum Bahnhof, konnten ganz einfach unsere Reservierung umbuchen auf einen Zug mit Velowagen. In der App der Trenitalia wurde sofort die neue Verbindung angezeigt, inkl. der beiden Velobillette. Service!

Eine kleine Herausforderung ist der Hafen in Bari. Für das Einchecken wird man drei Kilometer weit weg geschickt, der Eingang ist dann Verboten für Fussgänger und Velofahrer. Wenn man die Zeichen ignoriert, erreicht man problemlos das Check-in und erhält alle Dokumente für die Fähre. Damit kann man dann die drei Kilometer innerhalb der Hafenmauern zurück fahren. Vermutlich ist es nicht so gemeint, es machen aber auch andere so und es scheint niemanden zu stören. Für einen Roadfox beginnt damit das erste Highlight der Reise, der andere würde sich am liebsten auf der Koje einrollen. Der Kompromiss ist: ich komme mit auf das Deck, muss aber nichts festes zu mir nehmen während der Überfahrt. Diesmal ist das Meer sehr ruhig, so können es beide geniessen.

Als wir am nächsten Morgen erwachen und aufs Deck gehen, sind wir schon fast im Hafen von Bar. Es ist auch auf dem Meer drückend heiss und die Berge erscheinen uns sehr hoch. Die wollen wir heute noch überqueren. Doch zuerst gibts Frühstück, resp. einen Saft, dann darf man zu den Velos und muss warten, bis man das Schiff verlassen kann. Dann folgt die Einreise in Montenegro (mit Stempel) und der erste Tag im Sattel wird Tatsache. Wie es zu erwarten war, steigt die Strasse noch in Bar steil an. Wir kaufen viel Wasser und finden die alte Strasse nach Virpazar. Ein Teil der Strasse war ursprünglich eine Bahnverbindung, die Neigung wäre somit perfekt für uns. Doch die Hitze bremst uns aus, zwischendurch müssen wir pausieren, durchatmen. Es hat mehrer Quellfassungen an der Strasse, dort können wir abkühlen und nachladen. Der Ausblick wird immer imposanter, zwischendurch gibt es einen Hauch von Bergluft und schliessen sind wir oben.

Nach einer ausgiebigen Pause folgt die lange Abfahrt nach Virpazar, dort haben wir schon mal übernachtet. Der Skutarisee ist eindrucksvoll, umgeben von Bergen, voller Vögel und Fische. Wir trinken einen Eiskaffee, lauschen der südslawischen Schlagermusik und sind definitiv angekommen. So geht Ferien. Dann gehts noch ein paar Kilometer auf der Hauptstrasse, vorbei am ersten, ganz frischen!, Waldbrand, über den Damm bis zu unserer Unterkunft, wo wir auf Deutsch empfangen werden.

Blick aus den Bergen auf den Skutarisee
Der Hafen von Bari ist noch am Leuchtturm erkennbar

Auf dem Weg in die schwarzen Berge

Letztes Jahr waren wir etwas schreibfaul. Mal sehen, ob das dieses Jahr anders wird. Wir sind auf dem Weg in die schwarzen Berge und nehmen uns Zeit. Heute gehts mit dem Zug bis Senigallia, morgen nach Bari und dann mit der Fähre nach Bar. Von dort geht‘s im Sattel weiter.

Aktuelle Reiseberichte aus Montenegro haben die Erwartungen befeuert. Die Vorfreude ist gross!